McMakler Chef Felix Jahn gibt auf – wie geht es mit dem Makler Start-Up weiter?

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Die finanzielle Lage von McMakler ist seit den deutlich gestiegenen Zinsen für Immobiliendarlehen immer angespannter. Die prognostizierten Wachstumspläne können nicht eingehalten werden und die Gewinnschwelle ist weiterhin nicht in Sicht. Nun verlässt der Gründer Felix Jahn das Immobilien Start-Up – doch hat McMakler ohne die Gründerfigur überhaupt noch eine Chance?

McMakler Gründer Felix Jahn verlässt nach 9 Jahren das Unternehmen

Im Juni 2024 gab Felix Jahn nach neun Jahren an der Spitze des Maklerunternehmens McMakler seinen Ausstieg bekannt, nachdem der Druck der Investoren aufgrund schlechter Geschäftsergebnisse und ausbleibender Wachstumsprognosen immer größer wurde. Die Führung des Unternehmens gab Jahn an Benedikt Manigold und Philipp Niemann, zwei Mitglieder des obersten Managementteams, ab.

Jahns Abschied von McMakler trifft das Unternehmen in einer äußerst kritischen Phase. Eine bilanzielle Überschuldung zeigt, dass der Fortbestand von McMakler ausschließlich vom Wohlwollen und dem Geld der Investoren abhängt. Die im Zuge der sich verdüsternden Aussichten eingeleiteten Gegenmaßnahmen in Form von insgesamt vier Entlassungswellen halbierten zwar die Belegschaft, brachten aber offensichtlich nicht den gewünschten Erfolg.

Hierüber hinaus berichtete die WirtschaftsWoche von Recherchen, wonach dem Maklerunternehmen weiterer Streit mit ehemaligen Mitarbeitern drohe, der die Liquidität zusätzlich belasten könnte.

McMakler: Wann hören die Probleme auf?

Das einst hochgelobte und bei Investoren beliebte Berliner Start-Up kam zu Spitzenzeiten auf eine Bewertung von 800 Millionen Euro – doch anstelle den Weg eines „Einhorns“, also eines Start-Ups mit einer Bewertung jenseits der magischen Milliardenhürde einzuschlagen – kannte die Bewertung seither nur noch den Weg nach unten.

Im Zuge des radikalen Stellenabbaus konnte Jahn im Juni 2023 eine Finanzierungsrunde über 20 Millionen Euro abschließen und die angespannte Liquiditätssituation von McMakler temporär entschärfen. Bewertet wurde McMakler zu der Zeit mit 400 Millionen Euro nur noch mit einem 50 %-igen Abschlag zu den Höchstständen. Um das Vertrauen der Investoren zu gewinnen und ein Signal der Zuversicht zu senden, beteiligte sich Felix Jahn bei der Finanzierungsrunde mit einem siebenstelligen Betrag aus eigener Tasche.

McMakler stellte die Finanzierungsrunde im Juni 2023 seinerzeit als Erfolg dar – jedoch berichteten wir bereits, dass die Liquidität gemäß Geschäftsbericht 2021 fast aufgezehrt war und ohne zusätzliches Kapital McMakler bereits im April 2024 das Geld ausgegangen gewesen wäre. Die Finanzierungsspritze stellte daher vielmehr eine erfolgreiche Rettung dar – dies insbesondere vor dem Aspekt, dass laut Insidern gegenüber der WirtschafsWoche von einem monatlichen Abfluss an Barmitteln bei McMakler von 1-2 Mio. Euro berichtet wurde.

Im Geschäftsbericht 2022 heißt es unter dem Punkt Finanzierung:

„Die Eigenkapitalfinanzierungen in Höhe von 52,0 Mio. EUR aus dem Januar 2022 und in Höhe von 19,3 Mio. EUR im Juni 2023 decken den geplanten Kapitalbedarf. Sollte es aufgrund einer wesentlich ungünstigeren Geschäftsentwicklung […] zu einer materiellen Abweichung von der vorliegenden aktualisierten Planung kommen, so würde ein weiterer Finanzierungsbedarf bestehen.“

Und die erneute Abweichung vom Plan ist scheinbar eingetreten – denn erst am 02. Oktober 2024 veröffentlichte McMakler in einer weiteren Pressemitteilung, dass eine erneute Finanzierungsrunde unter Federführung der Bestandsinvestoren Baillie Gifford und Israel Growth Partners (IGP) einen „zweistelligen Millionenbetrag“ in McMaklers Kassen gespült hat. Anders als im Juni 2023 hält sich das Unternehmen über die konkrete Höhe der Finanzierungsrunde diesmal bedeckt.

Operativer Gewinn im ersten Quartal 2024?

Der ehemalige Geschäftsführer Felix Jahn versucht inzwischen den Umbruch mit Optimismus zu verbinden. So habe McMakler laut Jahns LinkedIn Profil im ersten Quartal 2024 aufgrund positiver Tendenzen am Immobilienmarkt einen operativen Gewinn erzielt. Inwiefern dies tatsächlich die Realität abbilde sei dahingestellt, denn die sich hinter dem operativen Gewinn versteckende Kennzahl des EBITDA berücksichtigt weder Zinskosten, Abschreibungen noch Steuern. Von „echten“ schwarzen Zahlen ist McMakler daher wohl nach wie vor weit entfernt – anders wäre die nun durchgeführte Finanzierungsrunde auch kaum erklärbar.

Im Unternehmensregister können interessierte Leser eigenständig den zuletzt am 19.06.2024 veröffentlichten Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2022 nachlesen. Zwar gibt uns dies nur bedingt einen Einblick in die aktuelle Situation, jedoch können wir die Zahlen mit Blick auf die Entwicklungen in Verbindung setzen.

So schrieb McMakler im Geschäftsjahr 2022 einen Verlust von 47 Mio. € und reduzierte den Verlust des Jahres 2021 über 52 Mio € damit leicht. Jedoch zeigen sich bereits mit Blick auf den Umsatz strukturelle Probleme: Obwohl der Umsatz von McMakler von 2021 auf 2022 um knapp 20 Mio. € zunahm (+ 23%) konnte das Ergebnis bzw. der Verlust nur um 9,6 % reduziert werden.

Besonderes Augenmerk fällt bei Betrachtung der Geschäftszahlen dabei auf die Zinsen die McMakler zahlen muss. Diese sind von 3,5 Mio. € im Jahr 2021 auf 4,4 Mio. € in 2022 gestiegen. Mit der nun erneut durchgeführten Finanzierungsrunde und dem gestiegenen Zinsumfeld sind wir gespannt, wie sich die Zinsbelastung für das Unternehmen zukünftig entwickelt.

PwC findet klare Worte: McMakler ist überschuldet

Die Abschlussprüfer von PwC finden in ihrem Bestätigungsvermerk zum Geschäftsabschluss 2022 von McMakler klare Worte:

„[…] zeigen diese Ereignisse und Gegebenheiten, dass eine wesentliche Unsicherheit besteht, die bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit der Gesellschaft zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit aufwerfen kann und die ein bestandsgefährdendes Risiko im Sinne des § 322 Abs. 2 Satz 3 HGB darstellt.“

Ob und wie lange McMakler als Unternehmen weiterhin seinen Fortbestand sichern wird, hängt von der weiteren Geschäftsentwicklung und vor allem der Geduld der Investoren ab – wir bleiben in unserem Blog natürlich am Ball.

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