McMakler und Homeday machen hohe Verluste – wie geht es weiter?

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Können McMakler und Homeday den Immobilienmarkt verändern?

Die beiden Immobilienstartups McMakler und Homeday haben mittlerweile ihre Geschäftsergebnisse für das Jahr 2020 vorgelegt. Ein Blick in die Zahlen zeigt: Die Unternehmen verbrennen trotz Gründung in 2015 und über 5 Jahren am Markt nach wie vor Geld.

In diesem Artikel schauen wir uns die Zahlen etwas genauer an und stellen uns die Frage, ob sich das Geschäftsmodell von McMakler und Homeday langfristig durchsetzen kann.

Wie steht es um die Homeday GmbH?

Wir fangen mit den Ergebnissen von Homeday an. Die Website deutsche-startups.de schaute sich die Zahlen von Homeday mit der Veröffentlichung bereits an und fasst einige Punkte zusammen. Seit Gründung von Homeday belaufen sich die kumulierten Kosten des Aufbaus auf 56,6 Millionen Euro.

Trotz einer Verdreifachung des Rohergebnisses von 2019 (11,9 Mio €) auf 2020 (31,2 Mio €) konnte der Verlust nur um 5,8 Mio € von -23,6 Mio € auf -17,8 Mio € reduziert werden.

Das Eigenkapital ist dabei schon aufgebraucht. Der „nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag“ liegt 2020 bei 18,5 Mio €. Damit ist Homeday bilanziell überschuldet. Trotz der Überschuldung wurde nach § 252 Abs. 1 Nr. 2 HGB der Abschluss attestiert, da die Geschäftsführung eine positive Fortführungsprognose ausgestellt hat.

Mit einer weiteren Finanzierung im zweiten Quartal 2021 sei die Finanzierung der Gesellschaft für einen Prognosezeitraum von mindestens 18 Monaten gesichert.

Und was macht die McMakler GmbH?

McMakler weist trotz anhaltender Verluste keine bilanzielle Überschuldung aus. Hier steht für 2020 im Gegenzug zu Homeday ein Eigenkapital von 43,7 Mio €.

Im Hinblick auf die Umsatzerlöse erfährt auch McMakler deutliches Wachstum. Dieser stieg von 2019 auf 2020 von 33,2 Mio € auf 54 Mio €. Trotz dieses Wachstums verschlechterte sich das Gesamtergebnis von McMakler leicht von -22,9 Mio € auf -23,1 Mio €.

Besonders spannend ist auch die veröffentlichte Kapitalflussrechnung für das Geschäftsjahr 2020. Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit lag in 2020 bei -20,6 Mio €. Nur durch Kapitaleinlagen kann der aktuelle Cashburn kompensiert werden. Dies geht auch deutlich aus dem Statement zur „Unternehmensfortführung“ im Geschäftsbericht 2020 hervor. Hier ein kurzer Auszug:

Von Beginn an sind der Gruppe wiederkehrende Verluste und ein negativer Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit, einschließlich eines negativen Periodenergebnisses von T€ 23.110 für das Jahr 2020 (2019: T€ 22.866) entstanden. Zum Ende der Berichtsperiode am 31. Dezember 2020 erwartete die Gruppe die Entstehung weiterer Betriebsverluste in den kommenden Jahren. Die Sicherung der Finanzierung von Entwicklungs- und betrieblichen Tätigkeiten stellt ein andauerndes Projekt für die Gruppe dar.

Basierend auf dem Geschäftsplan, ist die Gruppe abhängig von zusätzlichen Finanzmitteln für die weiteren Entwicklungs- und betrieblichen Tätigkeiten. Die Geschäftsführung plant die Finanzierung dieser Investitionen und Kosten durch Finanzierungsrunden und weitere Kreditinstrumente, die von neuen Investoren oder Anteilseignern ausgereicht werden. Im Zuge des erfolgreichen Abschlusses von Finanzierungsrunden und Kreditzusagen von Investoren in der Vergangenheit ist die Gruppe optimistisch im Hinblick auf ihre Fähigkeit zur Unternehmensfortführung.

Anders als bei Homeday stellt McMakler nur für die nächsten 12 Monate „keine wesentliche Unsicherheit in Bezug auf die Unternehmensfortführung“ in Aussicht.

Wie geht es mit McMakler und Homeday weiter?

McMakler sowie Homeday hängen maßgeblich von der zukünftigen Finanzierung durch ihre bestehenden Kapitalgeber ab, solange das bestehende Geschäftsmodell nicht wirtschaftlich betrieben werden kann.

Wie bei vielen jungen Startups geht zunächst eine kapitalintensive Wachstumsphase mit hohem Cashburn einher, um Martkanteile zu sichern und diese bei ausreichender Marktmacht zu kapitalisieren.

Aktuell kommt McMakler laut ihrem Geschäftsführer auf einen Marktanteil von einem Prozent. Für Homeday liegt diese Zahl nicht vor. Homeday spricht davon, „[…] dass der Umsatz und der Rohertrag in den nächsten Jahren – wie in den Vorjahren – weiterhin deutlich wachsen wird und wir unseren Marktanteil signifikant erhöhen können.“ – nennt aber keine konkreten Zahlen.

Da der Umsatz von Homeday mit 31,2 Mio € 2020 deutlich unter dem von McMakler lag, lässt sich der Marktanteil anteilig runterrechnen, sodass auch bei Homeday von einem Marktanteil am gesamten deutschen Immobilienmarkt von maximal 0,6 – 0,7 % ausgegangen werden kann.

Können McMakler und Homeday den Immobilienmarkt verändern?

Der Immobilienmartk in Deutschland ist stark fragmentiert. McMakler und Homeday versuchen seit 2015 auf relevante Marktanteile zu kommen. Trotz zusammen weit über 100 Millionen Euro investiertem Risikokapital ist es bisher keinem der beiden Unternehmen gelungen, mehr als 1 Prozent Marktanteil zu erlangen.Können McMakler und Homeday den Immobilienmarkt verändern?

Der digitale Ansatz der Immobilienvermittlung ist sicher ein Schritt in die bisher etwas angestaubte offline Immobilienvermittlung. Der einstige First-Mover Vorteil von McMakler und Homeday wurde durch die Corona Krise und die zwingende Digitalisierung bestehender regionaler Immobilienunternehmen weitestgehend negiert.

Selbst kleinere mittelständische Immobilienunternehmen sind mittlerweile in der Lage, digitale Prozesse, virtuelle Rundgänge und Online-Wertermittlungen anzubieten.

Dagegen stehen McMakler und Homeday nicht für regionales Know-How und Marktkenntnis – eine große Hürde bei der Immobilienvermittlung, denn diese ist ein sehr persönliches, von regionaler Erfahrung geprägtes Geschäft.

Fazit

Die einstige Lücke in der digitalen Effizienz zu kleinen regionalen Immobilienmaklern konnten McMakler und Homeday nicht nutzen, um wesentliche Marktanteile für sich zu gewinnen.

Es bleibt spannend wie gestiegene Finanzierungskosten, deren Auswirkung auf die Anzahl Transaktionen am Immobilienmarkt und natürlich auch den Willen der Risikokapitalgeber von McMakler und Homeday strapazieren, ein seit Gründung nicht profitables Geschäftsmodell weiter mit Kapital zu versorgen.

Wir beobachten die weiteren Geschäftsergebnisse aufmerksam und werden Sie in unserem Blog hierüber informieren.

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