Kostenlose Vermietungsanzeige: Warum Ihre persönlichen Daten bei ImmobilienScout24 nicht sicher sind

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Immer häufiger werden Eigentümer, die private Vermietungsanzeigen auf großen Immobilienplattformen wie beispielsweise dem ImmoScout24 schalten, teilweise Wochen oder Monate später ohne Einwilligung von Anrufern aus Österreich oder der Schweiz angerufen und gezielt auf das zurückliegende Inserat angesprochen. In unserem Artikel klären wir die Frage, was es hiermit auf sich hat und wie Sie sich davor schützen können.

Recherche in eigener Sache! Was war passiert?

Wir wurden in zahlreichen Kundengesprächen darauf aufmerksam gemacht, dass nach dem Schalten kostenloser Vermietungsanzeigen die Vermieter oft Wochen oder gar mehrere Monate nach einer Schaltung der Immobilienanzeige beim ImmobilienScout von angeblichen Immobilienunternehmen aus der Schweiz oder Österreich angerufen wurden. Die Anrufe zielten dabei auf die Frage, ob „beim richtigen Preis“ die zur Vermietung gestandene Immobilie nicht auch verkauft werden könnte.

Gesagt getan – da bei uns eine Immobilie aus dem eigenen Bestand zur Neuvermietung anstand, nutzten wir das Angebot einer kostenlosen Vermietungsanzeige um den Berichten über vermeintliche Immobilienunternehmen aus dem Ausland auf den Grund zu gehen. Da der Immobilienscout bereits auf seiner Startseite sehr offensiv mit kostenlosen Privatanzeigen für Immobilieneigentümer wirbt, dauerte es nur wenige Minuten, bis wir unsere eigene Vermietungsanzeige geschaltet hatten.

Kostenlose Vermietungsanzeige beim ImmobilienScout24

Quelle: Immobilienscout24.de

Kostenlose Vermietungsanzeige – aber woran verdient der ImmobilienScout24?

Dass es sich bei einer kostenlosen Immobilienanzeige keinesfalls um reine Wohltätigkeit handelt, sei nur am Rande erwähnt. Die Kosten einer solch „kostenlosen“ Anzeige werden schlicht auf die Suchenden – also Mieter oder Käufer – umgelegt und an Bedingungen geknüpft. So ist die Laufzeit einer kostenlose Vermietungsanzeige beim ImmobilienScout24 auf maximal 14 Tage oder 25 Kontaktanfragen begrenzt.

Der Haken: Vermieter erhalten in den ersten 48 Stunden nur Miet-/ oder Kaufanfragen, die ein entsprechendes „Plus-Abo“ beim Scout abgeschlossen haben.

Hierzu heißt es im Quartalsbericht Q3 2020 S. 10 der Scout24 AG: „Dazu kommen Umsätze aus Konsumentenprodukten wie MieterPlus und KäuferPlus, die in erhöhtem Maße auf die zunehmende Anzahl von Inseraten reagierten und damit teilweise das entgangene Umsatzpotenzial ausgleichen konnte.“

Seitens des ImmobilienScouts wird hierbei also nicht oder nur unwesentlich auf Einnahmen verzichtet. Hinzu kommt auch der Wert der Daten, denn jeder Vermieter ist ein potenzieller „Lead“ und kann verkauft werden. Hierzu haben wir in einem anderen Artikel „Maklervergleich im Internet – und wer mit Ihren Daten Geld verdient“ bereits ausführlich berichtet.

MieterPlus ImmobilienScout24

Quelle: ImmobilienScout24

Kritik an diesem Modell

Dieses Modell kann in vielerlei Hinsicht kritisiert werden. Wenn auch nicht Kernaspekt dieses Artikels, sei in Zeiten von Mietpreisbremse, Bestellerprinzip und Neuregelung des Maklergesetzes die Frage gestattet, ob ein zusätzliches Aufbürden weiterer Kosten auf Immobiliensuchende politische Bestrebungen im Wesentlichen konterkariert.

Auch sollten sich Vermieter die grundlegende Frage stellen, ob ein Mieter, der im Wettbewerb mit anderen Mietern nur durch Zahlung eines Abo‘s in die erste Auswahl kommt, immer der richtige Mieter für die eigene Immobilie ist.

Wurden wir nach der kostenlosen Vermietung über ImmobilienScout24 angerufen?

Nein…zumindest erstmal nicht. Wir vereinbarten Besichtigungstermine für die Wohnung, lernten den zukünftigen Mieter kennen, schrieben einen entsprechenden Mietvertrag und übergaben die Wohnung…aber es passierte nichts.

Doch dann: Viele Wochen nach unserem Test klingelte plötzlich unser Handy und es wurde uns die Nummer „+43720880770“ angezeigt – ein Anruf aus Österreich. Es meldete sich eine Frau, die uns auf unser ehemaliges Immobilieninserat bei ImmobilienScout24 ansprach und fragte, ob beim „richtigen Preis“ auch „Interesse an einem Verkauf“ bestünde.

Wir hinterfragten, wie ein in Österreich sitzendes Immobilienunternehmen denn unsere Mietwohnung vor Ort einschätzen und bewerten könne und wurden darüber informiert, dass deutschlandweit mit „Partnerunternehmen aus der Immobilienbranche zusammen gearbeitet“ würde.

Konkretere Nachfragen wurden nicht beantwortet und wir merkten den Druck, die Frage „ob ein Verkauf denn vorstellbar sei“ einfach mit „ja“ zu beantworten. Dies taten wir nicht und als unsere Rückfragen etwas kritischer wurden und wir nach dem Firmennamen fragten, wurde das Gespräch kurzerhand beendet.

Woher kommen die Anrufer?

Eine Möglichkeit die oben genannte Nummer zurück zu rufen gibt es nicht. Wir konnten im Nachhinein also weder erkennen, welches Unternehmen uns kontaktiert noch woher unsere Daten stammen. Nur ein Artikel der Kollegen von giga.de gibt weitere Hinweise und warnt vor den Anrufen.

Ein ist klar: Wir schalteten die Anzeige nur beim Immobilienscout. Also muss es irgendwo eine Verbindung geben.

Nach etwas Recherche konnten wir einige Firmen in Österreich oder der Schweiz finden, deren Geschäftsmodell das Anrufen und Terminvereinbaren von Immobilienbesitzern ist, die sogenannte Kaltakquise. Eines von diesen Unternehmen ist beispielsweise Termino24. Laut eigenen Aussagen generiert Termino24 sogenannte „Leads“ – also Eigentümerkontakte für Immobilienunternehmen. Diese sollen dann kontaktiert werden, in der Hoffnung, einen Verkaufsauftrag zu erhalten.

Warum finden die Anrufe aus dem Ausland statt?

Für sogenannte Kaltakquiseanrufe gibt es zwei gesetzliche Regelwerke. Zum einen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sowie das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG). So dürfen Unternehmen private Immobilieneigentümer nur dann anrufen, wenn die eindeutige Einwilligung für Werbeanrufe vorliegt.

Da dies meist nicht der Fall ist, rufen Unternehmen wie Termino24 aus dem – teils nicht europäischen – Ausland an, da eine rechtliche Verfolgung durch dieses Konstrukt deutlich erschwert ist.

Interessant: Wir berichteten bereits über den teils sehr undurchsichtigen Markt der „Leadgeneratoren“. Nach eigener Erfahrung belieferte Termino24 zumindest zeitweise das deutsche Unternehmen Aroundhome mit Leads, die widerrum von Aroundhome teurer an die angeschlossenen Partnerunternehmen verkauft wurden. Ob hierzu noch aktuell Verträge laufen, können wir jedoch nicht beurteilen.

Verkauft auch der ImmobilienScout24 Eigentümerdaten?

Ja. Der Immobilienscout verkauft an angeschlossene Maklerunternehmen gegen Geld Eigentümerkontakte. Klicken Sie auf eine der zahlreichen Angebote, jetzt eine Bewertung durchzuführen, verkauft der ImmobilienScout24 Ihre Daten an Dritte. Wir erhielten kurz nach unserer kostenlosen Vermietungsanzeige folgende Aufforderung per e-Mail:

Kostenlose Immobilienbewertung durch ImmobilienScout24

Quelle: Mail vom ImmobilienScout24

Dabei wird nicht – wie suggeriert – nach einem zum Beispiel regional passenden Makler für den Eigentümer gesucht. Es werden ausschließlich Makler angeboten, die einen Vertrag mit dem Scout abgeschlossen haben und für Eigentümerkontakte – sogenannte Leads – Geld bezahlen.

Ist der Immobilienscout sich der Datenproblematik bewusst?

Dass der Scout sich der Problematik rund um Eigentümerdaten die auf seinem Portal veröffentlicht werden bewusst ist, zeigt, dass erst vor kurzem die Rubrik „Archiv-Kauf/Miete“ abgeschafft wurde. Hier wurden alle Immobilienanzeigen die auf der Immobilienportalplattform eingestellt wurden in einem Archiv dargestellt. Dies war eine der Quellen, die viele Anrufer von Firmen zur Kaltakquise nutzten.

Hinzu kommen automatisierte Ausleseverfahren, die mittels Skripten Daten privater Immobilienbesitzer, die in Portalen wie dem Immobilienscout Anzeigen schalten, herausfischen.

Der Scout nutzt diese Skript-Methode selbst und verkauft sie gewinnbringend an Immobilienmakler, die dieses Feature hinzubuchen möchten. Über die spezielle Funktion „Marktnavigator“ können alle privaten Immobilienanzeigen die aktuell im Internet auf unterschiedlichen Plattformen gelistet sind, angezeigt werden.

Daher liegt die Vermutung nahe, dass bei der Abschaffung des Archivs wohl eher die Motivation in der Hoheit über die generierten Daten lag.

Wie kann ich mich und meine Daten schützen?

Eigentlich ist es ganz einfach – geben Sie die Daten gar nicht erst her! Nicht umsonst unterliegt zum Beispiel die Einsicht in ein Grundbuch strengen Voraussetzungen. Oder möchten Sie, dass die Info darüber welche Immobilie(n) Sie besitzen, im Netz kursiert?

Der einfachste Weg die eigenen Daten über ein so sensibles und wertvolles Gut wie die eigene Immobilie zu schützen, ist einen regionalen Immobilienmakler mit der Vermietung oder dem Verkauf zu beauftragen. Ihre Daten landen dabei nicht im Internet und für Dritte ist der Makler als Ansprechpartner erkenntlich – sonst niemand.

Und was ist mit dem Argument der „kostenlosen Anzeige“?

Wie eben schon beschrieben, nichts im Internet ist kostenlos. Sie zahlen immer mit den eigenen Daten. Hingegen ist die Beauftragung eines Immobilienmaklers für Sie zunächst kostenlos, da Makler auf Erfolgsbasis arbeiten. Kosten für die Insertion einer Immobilie streckt der Makler vor – ist er am Ende erfolgreich, verdient er seine Provision. Ist er nicht erfolgreich, geht er leer aus. In beiden Fällen landen keine Daten von Ihnen als privater Immobilieneigentümer im Internet oder werden gar verkauft.

Sprechen Sie uns an! Wir erklären Ihnen ausführlich die einzelnen Schritte der Immobilienvermarktung mit ZEIT & WERT Immobilien und zeigen Ihnen, wie wir Ihre Daten schützen.

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