Immowelt – eine echte Alternative zum Immobilienscout24?
Auf dem deutschen Immobilienmarkt gibt es seit jeher zwei große Immobilienportale: Immobilienscout24 und Immowelt! Wer als Eigentümer seine Immobilie privat verkaufen möchte, steht nicht nur vor der Frage, wie die eigene Immobilie möglichst ins „rechte“ Licht gerückt werden soll, sondern auch auf welchem Portal bzw. welchen Portalen ein Inserat geschaltet werden soll. In unserer Serie „Alternativen zu ImmoScout24: Immobilienportale für private Verkäufer im Ãœberblick“ gehen wir auf die Vor- und Nachteile der einzelnen Plattformen für private Verkäufer ein – in diesem Teil konkret auf Immowelt.
Ein kurzer Blick zurück – die Geschichte von Immowelt.de
Neben dem Immobilienscout bietet Immowelt als digitale Online-Plattform für Immobilienangebote Käufern & Verkäufern sowie Mietern & Vermietern seit 1996 und damit tatsächlich schon länger als der Immoscout24 – der erst im Jahre 1998 gegründet wurde – die Möglichkeit, Immobilien zu inserieren und passende Immobilienangebote zu finden.
Dabei wurde die Immowelt zunächst 1991 als „Data Concept GmbH“ gegründet und firmierte erst ab 1996 unter dem heute bekannten Namen Immowelt. Ein bedeutender Schritt im Zuge der Konsolidierung der deutschen Immobilienportale fand 2015 durch die Fusion von Immowelt und Immonet statt, die unter dem Dach der Axel Springer SE damit an finanzieller Schlagkraft und Reichweite gewannen.
Heute bestehen die Plattformen Immowelt.de und Immonet.de weiterhin nebeneinander und sind für den Kunden als eigentsändige Marken wahrnehmbar. Seit 2024 bündelt die Axel Springer SE ihre digitalen Immobilienlösungen in der Aviv Group, zu der nun auch die Immowelt gehört.
Private Verkäuferanzeige bei Immowelt – kostenlos oder kostenpflichtig?
Zunächst unterscheiden wir zwischen dem privaten Verkauf und der privaten Vermietung einer Immobilie. Wie beim Immobilienscout auch, ist die Insertion einer privaten Vermietungsanzeige für zwei Wochen kostenlos, sofern der Vermieter in den letzten 24 Monaten keine kostenlose Anzeige bei Immowelt geschaltet hatte.
Da die Immowelt kein mit dem MieterPlus-Modell vergleichbares Abo für Mieter hat, entfällt bei einer kostenlosen Vermietungsanzeige die 72-stündige Exklusivität – die Anzeige steht somit unmittelbar einer breiten Mieterschaft zur Verfügung und wird ebenfalls kostenlos auf Immonet inseriert.
Beim Preis für eine private Verkäuferanzeige verfolgt Immowelt einen recht aggressiven Ansatz im direkten Vergleich mit dem Immobilienscout24. Während wir in unserem Artikel zum Immobilienscout24 gesehen haben, dass die kürzeste Laufzeit und einfachste Insertions-Variante immer noch rund 190 € pro Anzeige kostet, bewirbt die Immowelt private Verkäuferanzeigen „ab 59,90 €„. Grund genug, anhand unseres Beispiels eines Einfamilienhauses den direkten Vergleich zum Scout zu suchen.
Besonders angenehm fällt uns bei unserem Test auf, dass die Immowelt privaten Verkäufern (und Vermietern) die Option bietet, auf die Angabe von privaten Daten zu verzichten. Der Kontakt zwischen potenziellen Interessenten und dem Eigentümer erfolgt somit nur schriftlich über das Kontaktformular von Immowelt – Anschrift und/oder Objektadresse, Telefonnummer und Mailadresse privater Eigentümer bleiben für Dritte unsichtbar. Ãœber den Datenklau bei Immoscout24 hatten wir in einem anderen Artikel bereits berichtet.
Im direkten Vergleich zur Eingabemaske beim Immobilienscout24 wirkt die Eingabemaske und das gesamte „Handling“ der Insertion etwas „angestaubt“. Uns fällt beispielsweise auf, dass die Unterstützung durch KI-generierte Exposéinhalte bei Immowelt fehlt. Ob dies nun ein Vor- oder Nachteil ist, darüber kann diskutiert werden. Denn der Mehrwert eines KI-generierten Exposés steht und fällt mit dessen Qualität. Da wir in unserem Artikel auf die unterschiedlichen Preisansätze der Immobilienportale für private Verkäufer eingehen wollen, lassen wir die Diskussion über die Qualität von KI-Exposés an dieser Stelle außen vor.
Immowelt schlägt uns für dieselbe Referenzimmobilie, die wir zuvor bei Immobilienscout inserieren wollten bei einer 30-tägigen Laufzeit in der einfachsten Variante einen Preis von 119,90 € vor – eine Ersparnis gegenüber dem Scout von 70 € oder gut 37 %.
Spannend: In der besten und teuersten Variante bietet Immowelt eine Art „Erfolgs-Garantie“. Sollte das Inserat in der vereinbarten Laufzeit nicht mehr als 3 Anfragen erzielen, verlängert die Immowelt die Anzeige kostenlos um die gebuchte Laufzeit.
Unterschiedliche Preise für Anzeigen auch bei Immowelt?
Doch wie verhält sich der Preis der Anzeige bei Immowelt bei unterschiedlichen Objektangaben? Tatsächlich konnten wir auch bei Immowelt einen differenzierten Preisansatz in Abhängigkeit vom Verkaufspreis der Immobilie erkennen. Dieser war jedoch unter gleichbleibenden Bedingungen weniger stark ausgeprägt als beim Immobilienscout. So konnten wir bei einem von 350.000 € auf 580.000 € erhöhten Verkaufspreis der Immobilie keinen Unterschied der Kosten für das Inserat feststellen. Erst als wir den Angebotspreis auf 800.000 € hochgeschraubt haben, änderten sich auch die Kosten für das Inserat bei einer 30-tägigen Laufzeit in der einfachsten Variante von 119,90 € auf 159,90 €. Eine Steigerung von 40 € bzw. um 33 %.
Zum Vergleich: Der Immobilienscout24 steigerte den Inseratspreis bereits bei einem Angebotspreis von 580.000 € um 50 €.
Gibt es einen Unterschied in der Reichweite zwischen Immowelt und Immobilienscout24?
In der Regel inserieren private Verkäufer ihre Immobilie mit Blick auf die Kosten einer Insertion ausschließlich in einem Portal. Es stellt sich im direkten Vergleich zwischen Immowelt und Immobilienscout24 nun die Frage, ob die zunächst deutlich günstigere Immowelt Einbußen im Hinblick auf Reichweite und Verkaufschancen eines privaten Eigentümers hat, oder ob sich die teurere Anzeige bei Immoscout24 lohnt?
Um die Reichweite zu messen, nutzen Immobilienportale unterschiedliche Kennzahlen. Aus unserer Sicht am geeignetsten erweist sich die Anzahl der monatlichen Besuche auf einer Plattform, auch „Sessions“ oder „Traffic“ genannt. Der Immobilienscout weist diese Zahlen in seinem Geschäftsbericht aus. Die neuesten Zahlen für die ersten neun Monate des Jahres 2024 zeigen 103,3 Millionen monatliche Sessions bzw. Aufrufe durch einzelne Nutzer.
Da die Immowelt als Teil der Aviv Group nicht börsennotiert ist und somit nicht in der Transparenz berichten muss, wie es der Immobilienscout24 tut, finden wir Angaben zu monatlichen Nuterzahlen nur auf der Homepage von Immowelt. Diese geben die monatlichen Zugriffe auf das Duo aus Immowelt und Immonet mit monatlich 43,5 Millionen „Visits“ an.
Der Sistrix-Sichtbarkeitsindex – ein neutraler Vergleichsansatz
Da beide Angaben von den Unternehmen selbst kommen, haben wir einen weiteren, unabhängigen Ansatz als Vergleichsmethode gewählt. Im Bereich der Suchmaschinenoptimierung bietet das Team von Sisitrix über den sogenannten „Sichtbarkeitsindex“ die Möglichkeit, die in einer Branche relativ miteinander vergleichbare Sichtbarkeit einer Website im Internet zu überprüfen. Der Immobilienscout24 kommt dabei auf einen absoluten Wert von 167,39 und gehört damit auf Platz 45 der sichtbarsten Websites in Deutschland, während Immowelt mit 83,84 Punkten knapp die Top 100 verpasst. (Stand Dezember 2024)
Fazit: Private Verkäuferanzeige – Immowelt im Vergleich mit Immobilienscout24
Für uns heißt es im Ergebnis, dass die angegebenen Werte im Hinblick auf Sichtbarkeit und Reichweite grundsätzlich belastbar sind. Der Immobilienscout hat demnach ein etwa doppelt so hohes Nutzeraufkommen im direkten Vergleich mit Immowelt. Gleichzeitig sind Anzeigen für private Verkäufer auf Immowelt rund 37 % günstiger (119,90 € / 189,90 €). Den teureren Preis lässt sich der Immobilienscout von privaten Verkäufern hierüber hinaus über die temporäre Einschränkung für seine Abo-Nutzer im KäuferPlus-Modell durch zusätzliche Umsätze bezahlen.
Daher lautet unser Fazit: Mehr Reichweite hat auch ihren Preis, ob direkt oder indirekt. Aber mit dem direkten Vergleich zwischen Immowelt und Immoscout24 sind wir in unserer Serie noch nicht zu Ende. Als Nächstes schauen wir uns eine lange Jahre als Immobilienplattform etwas verrufene Plattform an: Kleinanzeigen.de! Warum wir mit Kleinanzeigen einen echten Ãœberraschungskandidaten als Immobilienplattform haben, erklären wir im nächsten Teil unserer Serie „Alternativen zu ImmoScout24: Immobilienportale für private Verkäufer im Ãœberblick„.