Privater Immobilienverkauf: Der große Anbietervergleich zwischen Immobilienscout24, Immowelt und ebay-Kleinanzeigen
Sie möchten Ihre Immobilie privat verkaufen und fragen sich, welches Immobilienportal die richtige Wahl für Ihre Verkaufsanzeige ist? Wir haben den Test gemacht und vergleichen die in Deutschland größten Portale Immobilienscout24, Immowelt und ebay-Kleinanzeigen miteinander.
Teil 1: Private Verkaufsanzeige beim Immobilienscout24
Der Immobilienscout spricht von sich selbst als Marktführer und nennt sich „Die Nr. 1 rund um Immobilien“. Grund genug bei unserem großen Immobilienportaltest mit dem Immobilienscout anzufangen.
Wir möchten konkret die Frage stelllen, auf welche der Plattformen private Verkäufer von Immobilien am besten aufgehoben sind. Speziell im Hinblick auf Vorteile, Nachteile, Kosten, Aufwand und Resonanz ziehen wir den direkten Vergleich. Dabei sind alle in diesem Blog verwendeten Screenshots von www.immobilienscout24.de und den beschriebenen Unterseiten.
Immobilienanzeige aufgeben
Der Immobilienscout macht es privaten Verkäufern oder Vermietern sehr einfach. Über die Menüleiste gelangen diese auf eine sehr anschaulich erstellte Seite, die zunächst eine grobe Einsortierung der zukünftigen Anzeige vornimmt.
So wird zunächst zwischen den Objektarten Wohnung, Haus, Grundstück, Anlageobjekt und Gewerbeobjekt unterschieden. Sollte die zu verkaufende oder zu vermietende Immobilie sich nicht in eine der genannten Objektarten einteilen lassen, bietet der Scout durch Klick auf „Weitere Immobilientypen“ den direkten Einstieg in die Eingabemaske.
Eigentümer die an dieser Stelle bereits zusätzliche Informationen wünschen, werden vom Immobilienscout mit zahlreichen weiterführenden Links mit Wissen versorgt. Auch Maklerempfehlungen und eine „Zufriedenheitsgarantie“ finden sich an dieser Stelle. Hierzu später mehr.
Objektangaben in wenigen Schritten
Die Eingabemaske als Verkäufer beim Immobilienscout ist unfassbar einfach und selbsterklärend. Mit nur wenigen Klicks landen Verkäufer oder Vermieter in der richtigen Kategorie und können nun alle relevanten Objektdaten eingeben.
Dabei beginnt der Scout mit Eckdaten hinsichtlich Adresse, Größe und gewünschtem Kaufpreis. Die einzugebenden Felder unterscheiden sich inhaltlich natürlich hinsichtlich der gewählten Kategorie. So bekommen private Vermieter selbstverständlich kein Feld „Verkaufspreis“ angezeigt. Hierdurch erhöht der Immobilienscout die Übersichtlichkeit für den privaten Nutzer immens.
Quadratmeterpreis und Preisentwicklung
Nach Eingabe der Adresse wird direkt eine Information im Hinblick auf einen vom Immobilienscout geschätzten Quadratmeterpreis eingeblendet und dessen Preisentwicklung zum Vorjahr. Wer genau wissen möchte, woher der Scout24 diese Angaben nimmt, lässt die Maus über dem Informationssymbol schweben. Demnach handelt es sich um die durchschnittlichen Preise ähnlicher Immobilien in einem 5 Kilometerradius um die jeweilige Adresse. Ob es sich dabei nur um die Preise handelt, die von privaten Anbietern im Immobilienscout eingestellt wurden, oder ob in die Auswertung auch Preise von Immobilien aus anderen Portalen einfließen, geht aus der Formulierung leider nicht eindeutig hervor, weswegen wir an dieser Stelle von Mutmaßungen absehen.
Während der Eingaben erwähnt der Immobilienscout in kleinen „Tipp-Feldern“ nützliche Informationen zu den jeweils einzugebenden Werten und vereinfacht hiermit weiter die Eingabe der Daten.
Interessant: Nach Eingabe unseres Wunschpreises bekommen wir direkt die Info, wieviele aktuelle Suchprofile zu unserer Immobilie passen und wieviele vergleichbare Immobilien es gibt. Über einen kleinen Schieberegler können wir den Preis verändern und sehen, welchen Einfluss der veränderte Preis auf die Anzahl hinterlegter Suchprofile hat. Eine spannende Funktion!
Im nächsten Schritt werden wir aufgefordert, Objektbilder, Grundrisse und Objektunterlagen hochzuladen. Dies geschieht einfach per Drag & Drop. Auch wird von Seiten des Immobilienscouts darauf hingewiesen, dass auf eine Veröffentlichung von Objektunterlagen mit personenbezogenen Daten Dritter verzichtet werden muss.
Der nächste Punkt ist die Ausstattung. Auch hier wird durch die Vorbelegung vieler Felder das ausfüllen des Formulars extrem vereinfacht und verschlankt. Je nach Felderauswahl erscheinen relevante Folgefelder erst, wenn diese ausgefüllt werden.
Der Energieausweis – schon vorhanden oder noch benötigt?
Auch das Thema Energieausweis darf nicht fehlen. Mit Hilfe der kurz und knackig formulierten Tipps aber auch kein Problem für Immobilieneigentümer, die bereits einen Energieausweis erstellt haben. Wählt ein Verkäufer oder Vermieter die Option „liegt zur Besichtigung vor“, schlägt der Scout24 selbst vor, diesen am Ende des Buchungsprozesses zu erstellen.
Das Exposé
Der letzte große Schritt ist die Beschreibung. Hier werden private Verkäufer und Vermieter vermutlich die meiste Arbeitszeit investieren müssen, denn so einfach und gut der bisherige Buchungsprozess organisiert war, führt leider kein Weg an der Erstellung eines individuellen Exposés vorbei.
Der Immobilienscout erstellt anhand der gemachten Angaben bereits eine automatische Überschrift. Diese klingt in unserem Fall etwas holzig bzw. verständlicherweise ‚mechanisch‘: „Schönes, geräumiges Haus mit sechs Zimmern in Rhein-Erft-Kreis, Erftstadt“. Auch hier ist die maschinelle Unterstützung gut gemeint, allerdings führt kein Weg an einer individuellen Beschreibung vorbei.
Die Kontaktdaten
Um die Anzeige abzuschließen, müssen nun nur noch die Kontaktdaten des Verkäufers oder Vermieters hinterlegt werden. Dabei sind Name und E-Mailadresse Pflichtfelder. Eine Telefonnummer kann, muss aber nicht hinterlegt werden. Die Interessenten sehen allerdings nur den Namen und nicht die private E-Mailadresse. Diese wird ausgeblendet, sodass die Kommunikation nur über den Kontakt-Manager vom Immobilienscout läuft.
Mit Klick auf „speichern“ drehen sich ein paar Zahnräder, es wird vermutlich nur suggeriert, dass die Anzeige im Hintergrund für unterschiedliche Geräte optimiert wird und wenige Sekunden später, landen private Verkäufer und Vermieter auf der Seite mit den unterschiedlichen Preisen.
Bei unserem Testdurchlauf öffnete sich unmittelbar danach ein Popup-Fenster, dass uns eine kostenlose Wertermittlung versprach. Wir haben natürlich gleich mal drauf geklickt, denn wenn wir eine kostenlose Marktpreisermittlung noch vor Buchung einer Anzeige bekommen, wäre das doch prima!
Kostenlose Wertermittlung?
Es öffnet sich nun also ein neuer Tab und wir verlassen kurz den Buchungsprozess. Es handelt sich bei den Angaben die der Immobilienscout an dieser Stelle verlangt im groben erneut um Informationen unserer zu verkaufenden Immobilie. Dies könnte auch vereinfacht werden: So haben wir ja bereits alle Angaben eingetippt – scheinbar werden diese aber nicht übernommen.
Am Ende wird von uns erwartet, auch eine Telefonnummer anzugeben. Ist dies passiert, melden sich plötzlich mehrere Immobilienmakler mit der Erwartung eines Verkaufsauftrages bei uns. Da wir dies explizit nicht wünschen und auch nur an einer kostenlosen Wertermittlung interessiert sind, kommunizieren wir dies entsprechend. Also doch keine kostenlose Wertermittlung, schade. Aber hierzu in einem anderen Artikel mehr!
Die Preisübersicht
Zurück zur Preisübersicht. Der Immobilienscout bietet drei unterschiedlich lange Laufzeiten an. Die günstigste Version zum Einstieg für private Verkäufer ist mit Stand November 2019 eine zweiwöchige Laufzeit und einer Basis-Insertion für 89,90 Euro. Die teuerste Option mit einer Laufzeit von 3 Monaten und der sogenannten Premium-Anzeige schlägt für private Verkäufer mit 559,89 Euro zu Buche. Allerdings ist zu beachten, dass wir während unseres Tests von einer Immobilie mit einem Verkaufswert von 500.000 Euro ausgegangen sind. Ändert sich der Verkaufspreis und der Ort der Immobilie, ändert auch der Algorithmus vom Immobilienscout sein Pricing. Ändert sich der Preis bei gleichem Ort auf 1 Mio. Euro, liegt die 3 monatige Premium-Anzeige bei 669,90 Euro.
Wir konnten dabei nicht feststellen, dass die Lage einen Einfluss auf den Preis hat. Hierbei haben wir Vororte von Köln mit dem Kölner Zentrum bei gleichbleibendem Verkaufspreis verglichen.
Wo ist der Unterschied zwischen Basis, Top und Premium Anzeigen?
Der hauptsächliche Unterschied zwischen Basis, Top und Premium ist die Platzierung in den Suchergebnissen. Rutscht eine Basis Anzeige je nach Anzahl täglich neu eingestellter Immobilien immer weiter nach unten, werden Anzeigen ab Top-Buchung alle 7 Tage automatisch nach oben gestellt.
Bei einer Premium-Platzierung bietet der Immobilienscout auch die bereits weitere oben in diesem Artikel angesprochene „Immobilienscout24 Zufriedenheitsgarantie“. Hinter dieser Garantie verbirgt sich die Zusage, dass der Immobilienscout im ersten Schritt bei einer nicht erfolgreichen Anfrage den privaten Verkäufern und Vermietern mittels telefonischen Supports zur Verfügung steht. Die angegebenen Sprechzeiten werten wir als sehr kundenorientiert, können diese sich 7 Tage die Woche zwischen 8 und 22 Uhr telefonisch melden.
Es erfolgt eine telefonische Beratung im Hinblick auf die Darstellung der Immobilie und Verbesserungsvorschläge, um den nicht eingetretenen Erfolg einzustellen. Stellt sich dieser trotz Optimierung der Anzeige zum Ende der Laufzeit nicht ein, verspricht die Zufriedenheitsgarantie eine erneute, kostenlose Verlängerung der Laufzeit. Tritt nach weiteren drei Monaten Laufzeit immer noch kein Erfolg, sprich ein Verkauf oder eine Vermietung ein, so erstattet der Immobilienscout die Kosten der ursprünglichen Anzeige.
Natürlich ist eine Erstattung an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. So muss ein realistischer Verkaufspreis verfolgt werden und z.B. von Seiten der Verkäufer bzw. Vermieter keine irreführenden Angaben im Hinblick auf die Immobilie gemacht worden sein.
Achtung automatische Verlängerung!
Alle Anzeigenpakete verlängern sich automatisch. Was uns besonders dabei aufgefallen ist: Jede Anzeige verlängert sich immer um die ursprüngliche Laufzeit. Vergesse ich also meine 3-Monats-Premiums-Anzeige zu deaktivieren, verlängert diese sich automatisch um weitere 3 Monate zu den ursprünglichen Konditionen.
Pro Buchung darf auch jeweils nur eine Immobilie inseriert werden. Anteilige Erstattungen für nur kurz genutzte Anzeigen gibt es nicht.
Der Immobilienscout akzeptiert Zahlung auf Rechnung, per Lastschrift, EC- oder Kreditkarte. Mit kurzem Klick ist die Anzeige bezahlt und geht unmittelbar nach automatisierter Prüfung online.
Fazit: Einfach aber teuer
Wir sind begeistert von der starken Vereinfachung die der Immobilienscout im Prozess der Anzeigenerstellung nutzt. Durch den hohen Grad an Automation und die zahlreichen Tipp-Felder gelingt es auch Laien, schnell und unkompliziert die eigene Immobilie als Onlineanzeige zu schalten. Dabei führt der Scout logisch und konsequent durch den Prozess und blendet relevante Felder an den richtigen Stellen ein und geht individuell auf die Situation der Eigentümer ein, z.B. im Hinblick auf einen noch zu erstellenden Energieausweis.
Wir würden aus Gründen der Transparenz gegenüber privaten Immobilieneigentümern allerdings bevorzugen, die Buchung der Anzeige vor die Eingabe aller Objektinformationen zu setzen. Natürlich verstehen wir, dass aus sich eines Immobilienportals die Absprungraten von potenziellen Kunden geringer sind, wenn diese bereits viel Zeit für die Eingabe und Erstellung eines persönlichen Exposés verbracht haben, als direkt mit den Preisen „abzuschrecken“. Allerdings sollte das Verkaufsargument nicht eine gesenkte Hemmschwelle durch die bereits investierte Zeit, sondern vielmehr die erbrachte Leistung für den Kunden sein.
Was wir nicht besonders gut finden ist der Versuch, die privaten Daten der Eigentümer im Verlauf des Buchungsprozesses einer Anzeige an Makler zu verkaufen. Wenn mit einer kostenlosen Wertermittlung geworben wird, sollte sich auch eine solche dahinter verbergen und nicht der Versuch, neben den Umsätzen für die Anzeige auch Zusatzerlöse über Immobilienmakler zu generieren, die sich von den sogenannten „Leads“ Aufträge erhoffen. Hiermit werden die Erwartungen privater Eigentümer sowie die der Makler nicht erfüllt und enttäuscht.
Immobilienscout24 Zufriedenheitsgarantie
Der Immobilienscout wirbt mit einer Zufriedenheitsgarantie für die teuren Premium-Anzeigen. Wir bewerten die Zufriedenheitsgarantie als Werbeversprechen, dass unter den gegebenen Umständen und Erstattungsregeln in erster Linie dazu dient, private Verkäufer und Vermieter dazu zu bewegen, die teuerste Anzeigenkategorie zu buchen.
Unter den genannten Erstattungsregeln wird es aus Sicht der Plattform immer eine Möglichkeit geben, die Erstattung der Kosten für die ursprüngliche Anzeige abzulehnen. Formulierungen wie „Wenn Sie einen marktüblichen Miet- bzw. Kaufpreis angegeben haben.“ bieten viel Interpretationsspielraum und enden im Zweifel im Streit mit einer gutachterlichen Stellungnahme. Viel Aufwand für wenig Gain aus Sicht von privaten Verkäufern oder privaten Vermietern.
Uns würde interessieren: Habt Ihr hiermit bereits Erfahrungen gesammelt? Wenn ja schreibt uns und wir werden in einem separaten Artikel berichten, ob die Zufriedenheitsgarantie vom Immobilienscout24 wirklich hält was sie verspricht.
Neugierig? Weiter geht es mit unserem Teil 2: Private Verkaufsanzeige bei Immowelt, Immonet und den angeschlossenen Portalen.
In einem weiteren Artikel gehen wir auf die Frage ein, was das neue KäuferPlus Abo des Immoscouts verspricht und was es am Ende tatsächlich hält.
Nachtrag
Nach unserer Testanzeige, die wir nicht aufgegeben haben, erhielten wir vom Immobilienscout24 weitere Mails mit der Aufforderung die restlichen Felder der Anzeige auszufüllen. Auch wurde uns Hilfe angeboten, falls wir beim ausfüllen der Anzeige Probleme haben sollten. Wir bewerten dies als gut: Privaten Immobilienverkäufern wird hier über intelligente Algorithmen Hilfe angeboten und aus Sicht des Scouts handelt es sich um intelligentes Retargeting.
Nach gut einer Woche stellen wir fest, dass das Retargeting zunächst auf tägliche Erinnerungen und nach eienr Woche mit größeren Abständen den privaten Immobilienverkäufer von einer Anzeige überzeugen soll. Natürlich können diese Nachrichten durch austragen aus dem Newsletter jederzeit beendet werden.